Der Goldstandard - Geschichte & Zukunft
Was ist der Goldstandard und warum wurde er von Präsident Nixon 1970 in einer Nacht- und Nebelaktion aufgehoben? Wer die Geschichte des Goldes verstehen will, muss die monetäre Bedeutung des Edelmetalls verstehen.
Das wichtigste in Kürze…
- Über Jahrhunderte hat Gold in Form des Goldstandards die Kontrollfunktion für Währungen auf der ganzen Welt übernommen. Das System hat sich lange Zeit bewährt und bis heute ist keine Nation mit einer besseren Lösung für die Regulierung der Geldmenge eines Landes aufgetaucht.
- Jede Nation hat sich früher oder später von dem Gold- oder Silberstandard abgewendet. Ausgelöst durch Krisen, Korruption oder andere Gründe war dies für jede einzelne Währung der Geschichte gleichbedeutend mit deren Untergang. Von den Hunderten von Währungen hat weltweit hat keine einzige überlebt. Viele davon sind der Inflation zum Opfer gefallen.
- Seit 1971 befinden sich alle grossen Währungen im freien Fall. Der Goldstandard, der 1971 von Präsident Nixon aufgehoben wurde, hat den US-Dollar und damit auch alle gekoppelten Währungen in reine Fiat-Währungen verwandelt. Der Startschuss für unkontrollierte Vermehrung der Geldmenge dieser Nationen wurde damit gegeben.
Was ist der Goldstandard?
Der Goldstandard bezeichnet ein monetäres System, welches Edelmetalle wie Gold und Silber – oder auch andere «harte» Assets – als Sicherheit für Papiergeld (Währungen) hinterlegt. Mit dem Goldstandard haben Länder untereinander sichergestellt, dass ihre Währung jederzeit und zu einem fest definierten Preis in Gold eingetauscht werden konnte. Dieser sogenannte Fixpreis hat damit den Wert einer Währung definiert.
Beispiel: Wenn die Schweiz den Preis von Gold auf CHF 1000 pro Feinunze definiert, wäre der Wert eines Schweizer Franken 1/1000 einer Feinunze Gold.
Wenn eine Banknote gedruckt wurde, musste deren Wert zu 100% mit physischem Gold in einem Tresor hinterlegt sein (es gab auch Varianten mit einem Teil-Goldstandard von weniger als 100% Sicherheit). Auf diese Weise konnten Regierungen nur so viel Währung in Umlauf bringen, als das sich Gold in den Tresoren der Zentralbanken befand.
Heute gibt es keine Industrienationen mehr, in dem der Goldstandard zur Anwendung kommt. Sämtliche Währungen der Welt sind FIAT-Währungen. Eine Fiat-Währung wie der US-Dollar, das britische Pfund oder der Schweizer Franken werden nur akzeptiert, weil die jeweilige Regierung «behauptet», dass diese einen intrinsischen Wert hat. Es ist als ein Spiel des Vertrauens zwischen der Regierung und Handelspartnern, sowie der Regierung und den Bürgern des Landes.
Der Goldstandard, einfach aber genial
Der Goldstandard ist ein einfaches und geniales System, dass Regierungen zu einer «ehrlichen» Geldpolitik zwingt. Er stellt sicher, dass nicht mehr Währung gedruckt wird, als in Form von echtem Geld (Gold und/oder Silber) vorhanden ist. Damit werden die zerstörerischen Kräfte der Inflation und auch der Korruption durch Politik eingedämmt.
Die Aufgabe der Zentralbanken und deren Geldpolitik sollte es sein, sowohl Inflation als auch Deflation vorzubeugen. Mit einer Anpassung von Zinsen soll die Währung stabil gehalten werden. Dies ist einfacher gesagt als getan, denn die Komplexität einer Wirtschaft ist vor allem in Krisenzeiten (und in Zeiten der Globalisierung) nicht leicht zu kontrollieren. Vor allem der Geldfluss und die Verfügbarkeit von Geld muss gewährleistet sein, um ein Land am Laufen zu halten.
Mit der Aufhebung des Goldstandards (physische Absicherungen des Papiergelds in Form von hinterlegtem Gold), wurde der Startschuss für Korruption und unrechtmässige Bereicherung der Politiker und Finanzindustrie gegeben.
Seit der Aufhebung dieses Kontrollmechanismus haben wir eine reine «Fiat Währung» und laufen durch das unbegrenzte Drucken von Geld auf eine der grössten Währungskrisen der Geschichte zu.
Entstehung des Goldstandards (1821 in England)
Nachdem bereits seit 1696 mit unterschiedlichen Formen von physisch hinterlegten Währungen experimentiert wurde, war England die erste Nation mit einem reinen Goldstandard. Im Jahr 1821 führten die Briten dieses neue monetäre System ein.
Aufgrund des explosiven Anstiegs im internationalen Handel und der Entdeckung von grossen Goldreserven weltweit, war Gold eine Währung, die überall akzeptiert wurde. Wer im internationalen Handel mitmischen wollte, legte sich grosse Goldreserven an. Diese Reserven existieren bis heute und sind Teil der Goldreserven der heutigen Zentralbanken.
Satire aus der Geschichte: Schottland zeigt 1825 den Unterschied des «Stand des Geldmarktes» zwischen England und Schottland. England ertrinkt im Papiergeld und einer Bankenkrise während die Schotten diszipliniert dem Goldstandard folgen.
hardmoney GEM
Gold will be around, gold will be money when the dollar and the euro and the yuan and the ringgit are mere memories.
— Richard Russell —
Offizielle Einführung des internationalen Goldstandards (1871)
Deutschland adoptierte den Goldstandard nach 1871 und bis zu zum Jahr 1900 waren so gut wie alle Industrienationen auf den Zug aufgesprungen.
Die USA war interessanterweise eines der letzten Länder, die bereit war den Goldstandard zu akzeptieren. Die Silberlobby war in den vereinigten Staaten so gross, dass lange Widerstand gegen einen reinen Goldstandard bestehen konnte.
Bis zum Jahr 1914 hat sich das monetäre System bewährt und florierte innerhalb der Nationen, die sich darauf eingelassen hatten. Das politische und Wirtschaftliche Klima war ideal und alles war soweit gut.
Der erste grosse Schock kam für den Goldstandard mit Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahre 1914. Das Misstrauen unter den verfeindeten Nationen und hohe Verschuldung stellten das System auf eine harte Probe. Der Mangel an Flexibilität wurde ersichtlich und damit die grösste Schwäche des Goldstandards zum Problem.
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Durch die Globalisierung, konnte die Verfügbarkeit von Gold mit dem wirtschaftlichen Wachstum nicht mehr Schritt halten. Der US-Dollar und das britische Pfund wurden zu den neuen Leitwährungen. Kleinere Nationen hielten plötzlich mehr Währung als Gold, was zu einer Konzentration des Goldes in den grössten Industrienationen führte.
Der Börsencrash von 1929…
…gefolgt von der grossen Depression führt zu einem Kollaps der Rohstoffpreise. Währungen waren völlig aus dem Gleichgewicht geraten.
1931 hat England den Goldstandard verlassen und liess Frankreich und die USA mit dem Grossteil an Goldreserven zurück.
Erste Verwässerung (Maniuplation) des Goldstandards 1933
1933 beschloss der damalige Präsident Franklin D. Roosevelt die Goldkonvertibilität aufzulösen (die Möglichkeit, mit gedruckter Währung den Gegenwert in Gold zu erhalten). Der Grund war der Kampf gegen die grosse Depression, die zu einer massiven Deflation in den USA geführt hat.
Ein Gesetz wurde verabschiedet, indem der private Besitz von Gold verboten wurde (Executive Order 6102 am 5. April 1933). Jeder Bürger wurde dazu aufgerufen, seine Goldbestände gegen einen fest definierten Preis von USD 20,67 USD pro Unze bei staatlichen Annahmestellen abzuliefern.
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Mit dem Gold Reserve Act von 1934 (nur 8 Monate später) wurde der Goldpreis von der Regierung auf USD 35 pro Unze fest gelegt und damit weit über dem Marktwert gehandelt. Die USA hat damit den Dollar massiv abgewertet (auf 59% des ursprünglichen Wertes).
Amerikanische Güter wurden damit für importierende Länder günstiger und dies kurbelte entsprechend den Export der vereinigten Staaten an.
Es war also eine bewusste Abwertung der eigenen Währung (kompetitive Abwertung), um die eigene Wirtschaft im Ausland attraktiver zu machen.
Das Bretton Woods System (1944-1973) – Der «Teil-Goldstandard»
Von 1944 – 1973 – also direkt nach dem zweiten Weltkrieg – wurde ein internationales Währungssystem mit Wechselkursbandbreite geschaffen. Der US-Dollar war noch teilweise mit physischem Gold hinterlegt und diente fortan als Ankerwährung.
Es war eine Mischung zwischen Fiat-Währungen und Goldstandard und sollte die Vorteile dieser beiden Systeme miteinander verbinden.
Goldstandard: Fixes Wechselkursystem (Kursstabilität und Verhinderung von kompetitiven Abwertungen)
Fiat-Währung: Mehr Flexibilitat in der Geldpolitik, um auf ökonomische Schocks und Krisen zu reagieren.
Aufhebung des Goldstandards (1971)
Um 1960 hielten die vereinigten Staaten einen Goldvorrat von 19.5 Milliarden in Goldreserven inklusive 1.6 Milliarden in Gold beim IMF (International Monetary Fund). Das war genug Sicherheit, um die 18.7 Milliarden ausstehender Dollar im Ausland zu gewährleisten.
Mit dem Boom der Wirtschaft lebte die amerikanische Bevölkerung ihren Traum auf Kosten der Export-Nationen. Erste Zweifel an der Zahlungsfähigkeit und Sorgen um den Anstieg der Defizite der US-Regierung machten sich im Ausland breit.
Um 1970 leerten sich die Goldlager der vereinigten Staaten. Präsident Nixon führte die USA mit seiner Politik in eine Stagflation (Stagnieren der Wirtschaft bei gleichzeitiger Inflation). Eine Inflationsrate im zweistelligen Bereich entwertete den US-Dollar und die Währung begann erstmals zu bröckeln.
Der Mangel an Vertrauen in die Zukunft der Währung veranlasste die übrigen Länder dazu, ihre Schulden in Form von Gold begleichen zu lassen. Diesem wachsenden Ansturm auf die Goldreserven war die USA nicht länger gewachsen.
Nixon entschied im Jahre 1971, den Goldstandard endgültig aufzuheben. Die Währung der vereinigten Staaten wurde zu diesem Zeitpunkt zu einer reinen Fiat-Währung und nicht länger gesichert durch physisches Gold.
Dieses vergleichsweise unscheinbare Ereignis in der Geschichte hat den Verfall aller Währungen eingeleitet, die an den US-Dollar gekoppelt sind.
Alle Länder drucken seither mehr oder weniger unkontrolliert Geld und versuchen Ihre Schulden durch weitere Schulden zu begleichen.
Viele Wirtschaftsexperten halten eine Rückkehr zum Goldstandard für unwahrscheinlich, da er einer modernen Wirtschaft nicht gerecht werden würde.
Auf der anderen Seite war es das einzige System, dass Währungen über längere Zeiträume zusammengehalten hat.
Keine Fiatwährung hat in der Geschichte der Menschheit überlebt. Jede einzelne ist zerfallen und wurde eher früher als später wertlos gedruckt. Jede Zivilisation hat sich für intelligent genug gehalten, mit dem Verwässern der Währung ihre Probleme zu lösen und auch heute scheint es genügend Verfechter der MMT (Modern Monetary Theroy) zu geben.
Der Ausgang bleibt offen, doch die Verschuldung sämtlicher Nationen steigt exponentiell an. Die Frage ist wohl weniger ob, sondern wann die nächste Währungskrise eintreffen wird und welche Währung das «Rennen» letztendlich gewinnen wird.
hardmoney GEM
“The desire of gold is not for gold. It is for the means of freedom and benefit”
Ralph Waldo Emerson
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